Aufgrund der Vielzahl an aktuellen Kommentierungen in den etablierten Medien zum Gas Kohlendioxid (CO2) in der Luft und der Erwärmung des Planeten müsste man annehmen, daß Fragen der Nachhaltigkeit in diesen Medien einen hohen Stellenwert hätten. Gibt es aktuell und global keine anderen Umwelt- und Nachhaltigkeitsprobleme?
Der propagandistische Schein jedoch trügt. Dazu ist eine genauere Betrachtung nötig.
Die Rede ist dabei fast ausschließlich vom Gas CO2, das als Treibhausgas zur Erderwärmung beiträgt. Die Konzentration dieses Gases steigt seit etwas 230 Jahren an. Ein weiteres, dreihundertmal effektiveres Treibhausgas ist Lachgas (N2O), das nicht mit dem von der Politik instrumentalisierten NO2 (Stickstoffdioxid) zu verwechseln ist. Lachgas hat in diesem Zeitraum einen relativ größeren Anstieg der Konzentration in der Atmosphäre im Verhältnis zu CO2 erlebt, was jedoch fast ausschließlich in Fachkreisen diskutiert wird. Was ist politisch der Unterschied zwischen beiden Treibhausgasen?
Mit dem CO2 lässt sich trefflich repressive Politik gegen Bürger und Unternehmen machen, z.B. in Form einer CO2– Steuer. Adressat einer Politik im Zusammenhang mit Lachgas wäre die Agrarindustrie. Ein wesentlicher Teil des Anstiegs der Konzentrationen an Lachgas stammt heute vor allem aus einer intensiven, mittlerweile agrarindustriellen Landbewirtschaftung. Diese agrarindustrielle Landbewirtschaftung ist aber erklärtes und implizites Ziel der deutschen Agrarpolitik.
Aber auch für das CO2 in der Luft ist die Situation nicht so einfach. Einerseits kann man steigenden CO2– Konzentrationen in der Atmosphäre dadurch begegnen, daß man die Emissionen (Quelle) begrenzt. Zum anderen kann man die Entfernung von Kohlenstoff aus der Luft fördern, eine oder mehrere Kohlenstoffsenken aktivieren.
In Deutschland wird seit fast 20 Jahren der erste Weg beschritten, die Förderung von „Erneuerbaren Energien“ Windenergie, Photovoltaik, und Biogas. Hoff (2018) hat jedoch gezeigt, daß auch die sehr hohe finanzielle Förderung der neuen erneuerbaren Energien in Deutschland 2016 zu einer geringen Energiebereitstellung geführt hat. Weniger als 6% des Gesamtenergieverbrauchs wurde aus diesen Quellen bezogen.
Gerke (2019) hat darüber hinaus gezeigt, daß eine der neuen, erneuerbaren Energien, Biogasstrom aus Mais in hohem Maße CO2 emittiert, weil für jede produzierte Energieeinheit an Biogasstrom eine weitere Energieeinheit eingesetzt werden muß. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, daß beim intensiven Maisanbau zusätzlich Lachgas produziert und in die Atmosphäre emittiert wird.
Ein kritischer Blick auf die Emissionsminderungsziele der Regierungen Schröder und Merkel ist auch deswegen geboten, weil die CO2– Emissionen unter diesen Regierungen kontinuierlich angewachsen sind. Dabei wird die Höhe des Anstiegs durch zwei deutsche Sonderbedingungen maskiert.
Zum einen wird die CO2 Emission von 1990 als Referenzzeitpunkt angegeben, also mit dem Energieverbrauch einer gesamten DDR- Industrie, die in den nachfolgenden Jahren abgewickelt wurde. Dieser Sondereffekt wird in Bezug auf Nachhaltigkeitsbemühungen als Erfolg ausgegeben. Zum anderen liefern andere Länder besonders in Asien immer mehr Konsumgüter nach Deutschland. Die Güter, die hier nicht mehr produziert werden, heizen den hiesigen CO2 Verbrauch nicht direkt an, aber müssen bei einer ehrlichen Berechnung in der Deutschen CO2 Bilanz erscheinen. Kein etabliertes Medium stellt die Entwicklung der deutschen CO2 Emissionen in den letzten 30 Jahren, korrigiert um diese Sondereffekte, dar. Es herrscht auch hier eine schlechte Kumpanei zwischen Regierenden und etablierten Journalisten.
Wichtige Maßnahmen zur CO2– Emissionseinsparung wurden in den letzten 20 Jahren durch die Bundesregierungen insbesondere unter Merkel geradezu boykottiert. Es seien wenige aufgezählt. :
Statt eines Ausbaus des Schienennetzes für den energiesparenden Personenverkehr, wurde dieses systematisch bei der bundeseigenen Deutschen Bahn reduziert.
Dies gilt ebenso für den Güterverkehr auf der Schiene, ebenfalls ein wichtiges Instrument zur Energieeinsparung.
Die Förderung von Gebrauchsgütern mit einer langen Haltbarkeit, Reparaturfähigkeit und tatsächlicher Recyclingfähigkeit ist kein politisches Ziel einer Bundesregierung, obwohl dadurch erhebliche Energieeinsparungen realisiert werden könnten. Beispielsweise verbraucht die Herstellung eines PKW fast ähnlich viel Energie, wie der PKW in seinem weiteren Leben.
Die Besorgnis der bundesdeutschen Politik um das Kohlendioxid ist also vorgeschoben.
Der zweite Weg, die nachhaltige Entfernung von CO2 aus der Luft, wird vernachlässigt.
Das zeigt sich insbesondere dort, wo es um die Festlegung von CO2 in der wichtigsten Kohlenstoffsenke, der organischen Substanz im Boden geht. Der in der organischen Substanz im Boden gebundene Kohlenstoff (C) übertrifft die Menge an Kohlenstoff im Kohlendioxid in der Atmosphäre um den Faktor 4-7 (Stevenson, 1994, S. 7). Ein vergleichsweise geringer Anstieg des Kohlenstoffgehaltes in den Böden würde eine um den Faktor 4-7 erhöhte Reduktion von CO2 in der Atmosphäre bedeuten. Neben oder sogar vor allen Strategien zur CO2 Emissionsvermeidung kann die Anreicherung von C in der organischen Bodensubstanz besonders sinnvoll sein. Die Bewirtschaftung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen hat potentiell einen großen Einfluss auf die Menge an organischer Bodensubstanz und damit auf die Bindung von Kohlenstoff aus der Luft (Gerke, 2018; 2019).
In globaler Sicht kann in Deutschland gar nicht so viel an CO2 Emission eingespart werden, wie weltweit durch Abholzung tropischer Regenwälder an Kohlenstoff aus der organischen Bodensubstanz freigesetzt wird. Auf vielen dieser abgeholzten Flächen wird Ölpalme angebaut, dessen Öl hier für die Produktion des vermeintlich umweltfreundlichen Biodiesels verwendet wird. Die C- Gehalte im Boden unter Ölpalmen sind jedoch deutlich niedriger im Verhältnis zu den Gehalten an organischer Bodensubstanz im tropischen Regenwald. Und der so gewonnene „Biodiesel“ wird in Deutschland als vermeintlich „umweltfreundliche „Zwangsbeimischung zu Diesel subventioniert. Auch hier zeigt es sich: In der Politik der Bundesregierung geht es nicht um Einsparung von CO2 Emissionen.
Eine grundlegende Frage ist, wie die Energieversorgung zukünftig gewährleistet werden kann. Hoof (2018) sieht mit guten Gründen das Ende der Reichlichkeit an Energie bald kommen.
Gute Argumente beeindrucken Medien wie FAZ, SZ, Spiegel, Welt und Öffentlich-rechtliche schon lange nicht mehr, der Schulterschluss mit der Politik wird gesucht und gefunden. Dieser besagt, daß mit Windenergie und Photovoltaik sich zukünftig der gesamte Energiebedarf erzeugen ließe, trotz der von Hoof (2018) beschriebenen gravierenden Einschränkungen. Durch die zeitliche Variabilität dieser neuen erneuerbaren Energien sind neue Energiespeicher oder Energieumwandlungen zwingend notwendig. Und da gibt es bis jetzt nicht großflächig Praktikables, weder neue besonders hochleistende Batterien, noch andere Energiespeicher, wie z.B die Synthese von Methan, die nach Hoof (2018) noch den Vorteil hätte, daß sie auf ein bestehendes Infrastrukturnetz zurückgreifen könnte.
Das aber bedeutet, daß die politischen Zukunftsvisionen sich auf noch zu entwickelnde technologische Innovationen stützen. Schon Herbert Gruhl, ein wirklicher ökologischer Vorreiter, der früh die Grünen verließ, hat in seinem auch heute noch grundlegenden Buch (Gruhl, 1975, Ein Planet wird geplündert) eine kurzsichtige Politik kritisiert, die auf noch nicht realisierte technische Entwicklungen die Zukunft baut.
Und schließlich: Entscheidend für Nachhaltigkeit ist die langfristige Rohstoffsicherung, sind also Stoffkreisläufe. Auch dazu gibt es ein technokratisches Verhalten, das Phantasieren von der Stoffsubstitution, die Gruhl ebenfalls schon früh kritisierte (Gruhl, 1975).
Die etablierte Vision der Zukunftsmobilität, die Elektromobilität basiert auf zukünftigen, hypothetischen Innovationen und Substitutionen, von denen niemand weiß, ob diese je Realität werden.
Die Entschärfung des CO2– Problems und der Rohstoffknappheit erfordert genau die Lösungen, die Deutsche Regierungen seit 30 Jahren nicht anfassen und für die amtierende Regierung gilt dies insbesondere.
Die CO2– Konzentration der Atmosphäre nicht alleiniges Maß einer nachhaltigen Politik, wie uns Medien- und Politikestablishment konzertiert einhämmern wollen. Die reduzierte Betrachtung dokumentiert den Realitätsverlust im Establishment in Fragen der Nachhaltigkeit.
Ist die alleinige Thematisierung von CO2 der politische Versuch, massive Eingriffe in die Freiheitsrechte der Bürger umweltpolitisch zu legitimieren, ist es der Versuch einer weiteren Steuer (auf CO2) oder geht es um irrationale, lobbygesteuerte technische Weichenstellungen für die auch Kinder und Jugendliche instrumentalisiert werden?
Eines ist sicher: Mit Hüpfen gegen Kohle wird man dem Problem nicht gerecht!
Literatur:
Gerke, J (2008), Agronomy, 8:5.
Gerke, J (2009), Tumult, 1, S. 15- 20.
Gruhl, H (1975): Ein Planet wird geplündert. Frankfurt.
Hoof, T (2008), Tumult, 2, 7- 16.
Stevenson, FJ (1994): Humus Chemistry. New York.
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